Apotheke, Darstellung aus dem 14. Jahrhundert |
Die Geschichte der Apotheken | |
↓ | Erkenntnisse aus Griechenland |
↓ | Heilkräuter aus Kloster-Gärten |
↓ | Worte: Droge, Arznei, Medikament |
↓ | Apotheken in den Städten |
↓ | Tiernamen, z.B. Löwen-Apotheke |
↓ | Ausbildung zum Apotheker |
Wahrscheinlich haben Sie schon mal vom Hippokratischen Eid gehört, dem Arztgelöbnis. Hippokrates (um 400 v.Chr.) war ein Arzt von der griechischen Insel Kos. Er und die griechische Ärzteschule gelten als Begründer der modernen Medizin, denn man löste sich von der Vorstellung, dass Krankheit eine göttliche Strafe sei und sie stellten ärztliches Handeln über die Wirkung der Worte der Priester.
Die Ärzteschule beschäftigte sich intensiv mit Pharmakologie, der Lehre von den (Zauber)Mitteln. Als Heilmittel verwendete man Pflanzenteile, Säfte und Harze wie z.B. Myrrhe, Weihrauch, Styrax, Opium, Cannabis, Safran und Muskat. Allerdings mussten diese Zutaten aus dem Orient beschafft werden, weshalb sie entsprechend teuer waren und somit nur Wohlhabenden zugänglich waren.
Ärzte wurden zu gefragten Leuten, die dann keine Zeit mehr hatten, selbst die Zutaten zu besorgen und Arzneien herzustellen. So bildete sich der neue Berufsstand der Apotheker heraus, die sich um die wertvollen Lager kümmern und Arzneien zubereiten. Die Pharmakologie entwickelte sich zur eigenständigen Disziplin.
Um 60 n.Chr. verfasste der griechische Arzt Dioskurídēs sein Werk „De materia medica“ („Über Arzneistoffe“), worin
813 pflanzliche, 101 tierische und 102 mineralische Arzneistoffe beschrieben werden.
Es gilt über Jahrhunderte als eines der einflussreichsten Werke der Medizin- und Pharmakologie-Geschichte.
Doch unglücklicherweise ging in der Spätantike viel Wissen verloren,
bedingt durch Kriege und Vertreibungen in der Zeit der Völkerwanderung (ca. 370 bis 570 n.Chr.).
Heilkräuter aus den Gärten der Klöster
Um das Jahr 795 erließ Karl der Große eine Landgüterverordnung, in der detailliert beschrieben wird, wie Landwirtschaft richtig betrieben werden muss, basierend auf überliefertem Wissen aus der römischen Landwirtschaft. Unter den 73 beschriebenen Nutzpflanzen finden sich auch Heilkräuter. Die Verordnung verpflichtete die (hier neuen) Klöster zum Anbau von Nutz- und Heilpflanzen.
Dies war hierzulande der Beginn der Klostermedizin oder „Mönchsmedizin“, da sie von den Mönchen ausgeübt wurde. Die neu gegründeten Klöster waren ländlich gelegen, weil die germanischen Stämme keine Städte hatten. Die Mönche übernahmen auch die Aufgaben ärztlicher Behandlungen, seitdem die Krankenpflege durch die Benediktiner-Regel (von um 540 n.Chr.) zu einer christlichen Pflicht geworden war: „Die Sorge für die Kranken steht vor und über allen Pflichten“.
In den Klöstern wurde altes Wissen durch Abschreiben antiker Schriften bewahrt. Um das Jahr 795 erschien das Lorscher Arzneibuch (aus dem Kloster Lorsch in Hessen) mit 482 Rezepturen nach griechisch-römischer Tradition. Es ist das älteste erhaltene medizinische Buch Deutschlands. Im Vorwort wird die Medizin gegen Kritiker verteidigt, die in der Heilkunst einen unstatthaften Eingriff in den göttlichen Heilsplan sahen.
Vielleicht haben Sie von Hildegard von Bingen (1098-1179) gehört, eine Äbtissin und Universalgelehrte, die heilkundliche Werke verfasste. Sie wurde allerdings erst 800 Jahre später berühmt, denn früher war sie nur in ihrer Region am Rhein bekannt. Stattdessen war ein aus Frankreich stammendes Werk verbreitet, das im Mittelalter zum Standardwerk der Kräuterheilkunde in West- und Mitteleuropa wurde.
Die Ära der Klostermedizin ging jedoch schon im 12. Jahrhundert zu Ende. Hildegard von Bingen war die letzte Autorin dieser Epoche. Denn auf dem Konzil von Tours (1163) kam es zu einer weitreichenden Entscheidung: „Die Kirche vergießt kein Blut“. Geistlichen wurde verboten, ärztlich tätig zu sein. Der Grund dafür war, dass es bei Behandlungen, insbesondere chirurgischen Operationen, oft zu Todesfällen kam. Das Ansehen der Kleriker sollte wohl nicht durch Todesfälle beschädigt werden.
Sogar an Universitäten, die ab dem 12. Jahrhundert gegründet wurden, wurde die Chirurgie als mindere Medizin von der Lehre ausgeschlossen. Für uns heute verstörend: Seitdem betätigten sich Barbiere als Laienchirurgen. Barbiere schnitten ihren Kunden nicht nur die Haare, sondern zogen auch Zähne, führten Aderlässe und chirurgische Eingriffe durch. Durch die Weigerung der Kirche und ihren Einfluss auf die Universitäten dominierten mehrere Jahrhunderte lang Laienheiler das ärztliche Angebot.
Worte: Drogen, Arzneien, Medikamente
Die frühen Apotheker gehörten der Krämerzunft an und boten ihre Waren auf Märkten an. Zu diesen Waren gehörten die „Drogen“, wobei das Wort ursprünglich eine andere Bedeutung hatte als heute ...
Das Wort „dröge“ bedeutet „trocken“, d.h. bei Drogen handelte es sich früher ganz allgemein um getrocknete Pflanzen- oder Tierteile, um sie haltbar zu machen. Gelagert wurden sie in „drögevate“ (Trockenfässern).
Die damaligen „Drogen“ waren rein biologisch und enthielten pharmazeutisch wirksame Substanzen. Der Wortsinn hat sich im 20. Jahrhundert gewandelt und bezeichnet heute chemische bzw. synthetische Rauschdrogen, die psychotrope Substanzen enthalten.
Während damals „dröge“ den Zustand des getrockneten Materials beschrieb, bezieht sich das Wort „Arznei“ auf dessen Anwendung oder Wirkung. Es ist mit dem Wort „Arzt“ verwandt, das einen Heiler betitelt (altgriechisch archiatros = Titel des Leibarztes). Ein Arzneimittel meint also ein heilendes Mittel (Heilmittel) oder etwas, das von einem Heiler (Arzt) verwendet wird.
Etwas ähnliches gilt für die Worte Medizin, Medikament und Mediziner, die sich vom indogermanischen Wortstamm med- ableiten, was „ratgeben“ und daraus weiterentwickelt „heilen“ bedeutet.
Apotheken in den Städten
Im Hochmittelalter kam es in Mitteleuropa zu einer Stadtgründungswelle. In den Städten wurde arbeitsteiliger gearbeitet, es entstanden feste Berufe und Zünfte. Somit wurde auch hier zwischen Arzt und Apotheker unterschieden. Nicht nur Mönche durften keine Behandlungen mehr durchführen, auch Apotheker durften keine Patienten behandeln.
Wie oben schon mal erwähnt: Die frühen Apotheker gehörten der Krämerzunft an
und boten ihre Waren lediglich auf Märkten an, was damals wohl noch genügte.
Doch ab dem 14. Jahrhundert ging es mit dem Gesundheitszustand der Bevölkerung bergab.
Durch die Bevölkerungszunahme in den Städten hatten sich die hygienischen Zustände verschlechtert.
Außerdem kam es ab dem 15. Jahrhundert in der
kleinen Eiszeit
zu Missernten und Hunger. Seuchen hatten leichtes Spiel. Auch Tierseuchen griffen um sich.
Zudem konnten sich die Seuchen durch den Fernhandel über weite Strecken ausbreiten.
Es wuchs also der Bedarf, das medizinische Angebot zu verbessern ...
Die ersten stationären Apotheken waren nach 1300 entstanden, aber zuerst nur in den größten Städten, wo sie auf Veranlassung des Stadtrats eingerichtet wurden, daher der Name Stadtapotheke oder Ratsapotheke.
Das altgriechische Wort „apothēkē“ bedeutet Aufbewahrungsort oder Lagerraum. Damit ist nicht nur ein Lager für Arzneien gemeint. Im Mittelalter gab es noch keine Ladengeschäfte, wie wir sie heute kennen. Bauern boten ihre Produkte auf Märkten an, Fleischer verkauften aus ihrer Gasse, Handwerker aus ihrer Werkstatt heraus, zudem gab es Wanderhändler. Kaufleute durften nur Großhandel betreiben, keinen Einzelhandel. Was also fehlte, war ein Einzelhandels-Ladengeschäft für Spezialitäten, z.B. für Importwaren, die nur selten eingekauft werden konnten und deshalb bevorratet werden mussten. Diese Funktion übernahmen die Apotheken, die anfangs wie eine Gemischtwarenhandlung eines Krämers waren.
In Apotheken wurden z.B. auch importierte Gewürze und Süßigkeiten (Konfekt) angeboten und teures Papier sowie Wein gelagert. Und natürlich die Heilkräuter und Arzneimittel, die bevorratet werden mussten, damit sie stets zügig zur Verfügung standen.
Das älteste bekannte deutsche Apothekerprivileg wurde 1303 einem Apotheker in Prenzlau gegeben.
Das Privileg sicherte dem Apotheker eine Monopolstellung zu.
Aber er war an Vorschriften gebunden und stand unter Aufsicht des Stadtrats.
Es dauerte noch 200 bis 300 Jahre, bis auch in mittelgroßen Städten eine stationäre Apotheke
eingerichtet wurde.
Tiernamen
Die Affinität zu Tiernamen könnte daher kommen, dass Apotheken früher auch Teile von Tieren nutzten, denen eine heilende oder kräftigende Wirkung zugeschrieben wurde. Zudem wurden einige Tierarten als besonders edle oder stolze Wesen angesehen, andere erschienen besonders vital und kraftvoll, anderen wurde eine magische Aura zugeschrieben. Mit diesen vorteilhaften Eigenschaften schmückte sich die Apotheke, wobei zur Unterscheidung jede ein anderes Tier auswählte.
Allerdings wurde oft einfach nur das Wappentier des Landes übernommen, d.h. in Bayern gibt es besonders viele Löwen-Apotheken, im ehemaligen Preußen besonders viele Adler-Apotheken. Für Wappentiere der Herrscher galt aber natürlich ebenfalls, dass sie etwas symbolisieren sollen, oftmals die Stärke des Herrscherhauses.
Ein Türschild mit einem Tier darauf hatte zudem den Vorteil, dass die Leute, die nicht lesen konnten, sich das Tier zu dem Laden leicht merken konnten.
Einen ähnlichen Hang zu Tiernamen gibt es bei Gasthäusern. Womöglich hingen hier früher Jagdtrophäen oder man erzählte sich Jägerlatein. Oder die Tiere deuteten auf die Evangelisten hin: so steht der Löwe für Markus, der Engel für Matthäus, der Ochse für Lukas und der Adler für Johannes. Die Namen für Kneipen wurden manchmal auf spielerische oder selbstironische Art ersonnen, was ihre Unterscheidungskraft erhöht.
Ab den 1920er Jahren gab es in Deutschland die Idee, ein einheitliches Erkennungszeichen für Apotheken zu entwerfen. Nachdem sich mehrere Logo-Entwürfe nicht durchsetzen konnten, wurde erst 1951 das rote „A“ vorgestellt, darin der Arzneikelch und die Schlange. Die Schlange ist das Symbol von Asklepios, dem griechischen Gott der Heilkunst. Schlangen wurden wahrsagende Fähigkeiten zugesprochen. Es hieß, eine Schlange habe Asklepios auf die Wirksamkeit unterschiedlicher Heilpflanzen aufmerksam gemacht.
In vielen anderen Ländern ist jedoch ein grünes Kreuz das Erkennungszeichen für Apotheken (pharmacy / farmacia). Das grüne Kreuz war das Symbol des Lazarus-Ordens, einer Gemeinschaft von Hospitalbrüdern im Mittelalter.Ausbildung zum Apotheker
Europaweit waren die Italiener die ersten, die 1530 das Fach Arzneikunde in ihren Universitäten anboten. Und in Paris wurde es ab 1536 für Apotheker-Lehrlinge verpflichtend, Vorlesungen in der medizinischen Fakultät zu besuchen.
In Preußen endete das Zunftwesen als 1810 die Gewerbefreiheit eingeführt wurde. In der Folge musste die Berufsordnung staatlich organisiert werden. Und so wurde 1825 in Preußen erstmals die Pflicht eingeführt, dass angehende Apotheker zusätzlich zu ihrer 3-jährigen Lehre auch ein Studium mit zwei Semestern abschließen müssen.
In einer preußischen Verordnung von 1875 wurde zusätzlich festgelegt, dass man über Sprachkenntnisse in Latein verfügen muss, dass man nun vier Semester lang studieren muss und dass man die Militärdienst-Tauglichkeit besitzen muss. Warum letzteres gefordert wurde, weiß ich leider nicht.
Seit 1966 wird ein Abitur mit kleinem Latinum vorausgesetzt, sowie ein Studium mit mindestens 6 Semestern, ab 1971 sieben Semester und seit 2018 ein pharmazeutisches Studium mit 8 Semestern. Die Lehre wurde durch ein einjähriges Praktikum in einer Apotheke ersetzt.