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Industrielle Revolution und Industrialisierung

Die industrielle Revolution war eine der tief­greifend­sten gesell­schaft­lichen, wirt­schaft­lichen und techno­lo­gi­schen Umwäl­zun­gen in der Ge­schichte der Mensch­heit. Beginnend in England um 1760, verän­derte sie grund­legend die Art und Weise, wie Menschen leb­ten, arbeite­ten und produ­zier­ten. Dieser funda­men­tale Wandel er­fasste bis 1930 große Teile Europas und der Welt und legte das Funda­ment für die moderne Industrie­gesell­schaft. Besonders Eng­land als Ursprungs­land und Deutsch­land als wichti­ger Nach­folger dieser Ent­wick­lung zei­gen exem­pla­risch die ver­schie­denen Phasen und Ausprä­gun­gen dieses histo­ri­schen Pro­zesses.

Die erste industrielle Revolution in England (1760-1840)

Ausgangslage

England verfügte um 1750 über eine einzig­artige Kombi­na­tion von Voraus­setzun­gen, die den Beginn der indus­triellen Revolu­tion begüns­tig­ten. Die politi­sche Stabi­li­tät nach der ↗Glorious Revolu­tion von 1688 hatte ein güns­ti­ges Investi­tions­klima ge­schaf­fen. Das parlamen­tari­sche System för­derte wirt­schafts­freund­liche Gesetze und den Schutz von Eigen­tums­rechten. Gleich­zeitig führ­ten die ↗Agrar-Revolu­tion des 17. und 18. Jahr­hun­derts zu einer Steige­rung der land­wirt­schaft­lichen Produk­ti­vität, was sowohl Arbeits­kräfte für die ent­ste­hende Indus­trie frei­setzte als auch die wach­sende städti­sche Bevöl­ke­rung mit Nahrungs­mitteln ver­sor­gen konnte.

Englands geografische Lage als Insel­staat mit zahl­reichen Häfen begüns­tigte den Handel, während reiche Kohle­vorkom­men und Eisen­erz die notwen­digen Roh­stoffe für die Indus­tria­lisie­rung bereit­stell­ten. Das bereits ent­wickelte Banken- und Kredit­system ermög­lichte die Finan­zie­rung von Investi­tio­nen, und ein funktio­nieren­des Patent­system schützte Innova­tio­nen und för­derte damit tech­nische Erfin­dun­gen.

Technologische Durchbrüche

Die erste Phase der Industrialisierung war geprägt von Erfin­dun­gen in der Textil­produk­tion. Die Spinn­maschine "↗Spinning Jenny" (1764) ermög­lichte es einem Arbei­ter, mehrere Fäden gleich­zeitig zu spinnen. Der "Water Frame" (1769) produ­zierte festere Fäden, und das "Spinning Mule" (1779) kombi­nierte die Vor­teile beider Maschinen. Und der mechani­sche Web­stuhl (1785) ver­voll­ständigte die Mechani­sie­rung der Textil-Herstel­lung.

Parallel dazu revolutio­nierte die von James Watt verbes­serte ↗Dampf­maschine (1769) die maschinen­gestützte Produk­tion. Seine Innova­tionen, insbeson­dere der separate Konden­sator, mach­ten die Dampf­kraft effi­zien­ter und viel­seiti­ger ein­setz­bar. Dies ermög­lichte die Standort­unabhängig­keit von Fabri­ken, die zuvor auf Wasser­kraft ange­wiesen waren.

Verkehrsrevolution

Die wachsende Industrieproduktion erforderte ver­bes­serte Trans­port­wege. Der Kanal­bau, begin­nend mit dem Bridge­water-Kanal (1761), verband Indus­trie­gebiete mit Häfen und Rohstoff­quellen. Die Ent­wick­lung der Eisen­bahn, kulminie­rend in George Stephensons "Rocket" (1829) und der Eröff­nung der Liverpool-Manchester-Bahn (1830), revolu­tio­nierte den Personen- und Güter­transport grund­legend. Die Eisen­bahn wurde zum Symbol und Motor der indus­tri­ellen Revolu­tion.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die Industrialisierung führte zu tief­greifen­den sozialen Verände­rungen. Die Ent­stehung von Fabrik­städten wie Manchester und Birming­ham zog Menschen vom Land in die Städte. Die neue Arbeiter­klasse arbei­tete unter oft misera­blen Bedin­gun­gen: lange Arbeits­zeiten, gefähr­liche Arbeits­bedingun­gen und niedrige Löhne präg­ten das Leben der Fabrik­arbeiter. Kinder- und Frauen­arbeit waren weit ver­breitet.

Gleichzeitig entstand eine neue Unternehmer­klasse, die durch indus­trielle Inves­ti­tionen zu Wohl­stand ge­langte. Die sozia­len Spannun­gen zwi­schen Kapital und Arbeit führ­ten zu ersten Arbeiter­protes­ten und zur Ent­stehung von Gewerk­schaf­ten, auch wenn diese zunächst illegal waren.


Die zweite industrielle Revolution (1870-1914)

Neue Technologien und Industrien

Die zweite Phase der Industrialisierung war charakteri­siert durch die Nutzung neuer Energie­quellen und die Ent­stehung neuer Indus­trie­zweige. Die Elektri­zität, durch die Erfindun­gen von Werner von Siemens, Thomas Edison und Nikola Tesla voran­ge­trie­ben, ermög­lichte neue Produktions­verfah­ren und verbes­serte die Arbeits- und Lebens­bedingun­gen. Die Chemische Industrie ent­wickelte Kunst­dünger, Farb­stoffe und später Kunst­stoffe. Die Stahl­industrie profi­tierte von neuen Ver­fah­ren wie dem Bessemer-Verfah­ren und dem Siemens-Martin-Verfah­ren, die die Massen­produk­tion von hoch­werti­gem Stahl er­mög­lich­ten.

Organisationsformen

Diese Phase brachte auch neue Organisations­formen hervor. Die Aktien­gesell­schaft ermög­lichte die Mobili­sie­rung großer Kapital­mengen, während Kartelle und Trusts die Markt­konzentra­tion voran­trie­ben. Die wissen­schaft­liche Betriebs­führung, ent­wickelt von Frederick Winslow Taylor, rationa­li­sierte Produk­tions­prozesse und führte zur Fließband­produktion.


Die deutsche Industrialisierung

Zeittafel: Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert

Deutschland begann seine Industriali­sie­rung etwa 70 Jahre nach Eng­land, konnte aber gerade des­halb von den bereits ge­mach­ten Erfah­run­gen profi­tie­ren. Die Gründung des Deut­schen Zoll­vereins 1834 schuf einen einheit­li­chen Wirt­schafts­raum und besei­tigte Handels­hinder­nisse zwi­schen den deut­schen Staaten. Dieser Schritt war ent­schei­dend für die wirt­schaft­liche Integra­tion und den indus­triel­len Auf­schwung.

Der Eisenbahnbau als Katalysator

Der Eisenbahnbau spielte in Deutschland eine noch bedeu­ten­dere Rolle als in Eng­land. Die erste deut­sche Eisen­bahn zwischen Nürnberg und Fürth (1835) war erst der Anfang eines rapi­den Aus­baus des Schienen­netzes. Bis 1870 ver­fügte Deutsch­land über eines der dich­tes­ten Eisenbahn­netze Europas. Der Eisenbahn­bau stimu­lierte nicht nur den Trans­port, sondern auch die Schwer­industrie, insbeson­dere die Eisen- und Stahl­produk­tion.

Regionale Zentren der Industrialisierung

Die deutsche Industrialisierung konzentrierte sich auf be­stimmte Regionen. Das Ruhr­gebiet ent­wickelte sich zum Herz der deutschen Schwer­industrie, begüns­tigt durch reiche Kohle­vorkom­men und die Nähe zum Rhein als Trans­port­weg. Schlesien wurde zu einem wichti­gen Zentrum der Textil-Indus­trie und des Berg­baus. Sachsen, bereits vor der Indus­triali­sie­rung ein Zentrum des Hand­werks und der Manufak­turen, ent­wickelte sich zur führen­den deut­schen Textil­region.

Besonderheiten der deutschen Entwicklung

Die deutsche Industrialisierung wies einige Besonder­heiten auf. Die Rolle des Staates war ausgeprägter als in England. Preußen und später das Deutsche Reich investier­ten gezielt in Infra­struk­tur und Bildung. Das deutsche Bildungs­system, insbeson­dere die tech­ni­schen Hoch­schulen und die Berufs­ausbil­dung, war fort­schritt­li­cher als das anderer Länder und trug wesent­lich zum indus­triel­len Er­folg bei.

Die deutschen Unternehmen setzten früh auf Forschung und Ent­wick­lung. Unter­nehmen wie BASF, Bayer und Hoechst ent­stan­den und wurden zu Welt­markt­führern in der Chemi­schen Indus­trie. Siemens ent­wickelte sich zu einem führen­den Elektro­unter­nehmen. Diese Fokus­sie­rung auf Hoch­technolo­gie und Innova­tion wurde zu einem charakte­ris­ti­schen Merk­mal der deut­schen Indus­trie.

Soziale Reformen und Arbeiterbewegung

Deutschland war auch Pionier in der Sozialpolitik. Otto von Bismarck führte in den 1880er Jahren die ersten staat­lichen Sozial­versicherun­gen der Welt ein: Kranken­versiche­rung (1883), Unfall­versiche­rung (1884) und Alters­versicherung (1889). Diese Maß­nahmen soll­ten die Arbeiter­schaft an den Staat binden und der er­starken­den Sozial­demokratie ent­gegen­wirken.

Gleichzeitig entwickelte sich in Deutsch­land eine starke Arbeiter­bewegung. Die SPD wurde zur größten sozialis­ti­schen Partei Europas, und die Gewerk­schaf­ten organi­sierten sich in mächti­gen Dach­verbän­den. Diese Organisa­tionen kämpf­ten erfolg­reich für bes­sere Arbeits­bedingun­gen und höhere Löhne.


Deutschland als Industriemacht

Der industrielle Aufschwung nach der Reichsgründung

Die Gründung des Deutschen Reiches 1871 und die französi­schen Reparations­zahlun­gen führ­ten zu einem Wirt­schafts­boom, dem soge­nann­ten "Gründer­zeit-Boom". Die deutsche Industrie­produk­tion wuchs rasant, und das Land holte wirt­schaft­lich zu Eng­land auf. In einigen Berei­chen, wie der Chemi­schen Indus­trie und der Elektro­technik, über­nahm Deutsch­land sogar die Welt­markt­führer­schaft.

Technologische Innovation

Deutsche Unternehmen und Erfinder leisteten bedeutende Beiträge zur zweiten indus­triel­len Revolu­tion. Carl Benz entwickelte das erste praxis­taug­liche Auto­mobil (1885/86), Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach perfek­tio­nier­ten den Ver­bren­nungs­motor, und Rudolf Diesel erfand den nach ihm be­nannten Motor. In der Elektro­technik revolu­tio­nier­ten Werner von Siemens und Emil Rathenau (AEG) die Energie­übertra­gung und elektri­sche Beleuch­tung.

Kartellbildung und Konzentration

Die deutsche Industrie war geprägt von einer starken Tendenz zur Kartell­bildung. Große Konzerne wie Krupp, Thyssen und die IG Farben dominier­ten ihre jeweili­gen Märkte. Diese Konzen­tra­tion ermög­lichte hohe Inves­ti­tio­nen in Forschung und Ent­wick­lung, führte aber auch zu einer starken Ver­flech­tung zwi­schen Indus­trie und Politik.

Die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs

Der Erste Weltkrieg unterbrach die kontinuierliche industrielle Ent­wick­lung drama­tisch. In Deutsch­land führte die Kriegs­wirtschaft zu einer einseiti­gen Ausrichtung der Produk­tion auf Rüstungs­güter. Die Blockade der Alliierten und der Mangel an Roh­stoffen zwangen zur Ent­wick­lung von Ersatz­stoffen, was paradoxer­weise einige tech­nische Innova­tionen beschleu­nigte.

Das Kriegsende brachte für Deutschland schwere wirtschaft­liche Belas­tun­gen mit sich. Die Repara­tions­zahlun­gen des Versailler Vertrags, der Verlust wichti­ger Indus­trie­gebiete wie Elsass-Lothringen und Ober­schlesien sowie die Hyper­inflation von 1923 stör­ten die indus­trielle Ent­wick­lung erheb­lich.

Rationalisierung und neue Produktionsmethoden

Die 1920er Jahre waren trotz der politischen und wirtschaft­lichen Turbulen­zen ge­prägt von wichti­gen tech­nischen und organisato­rischen Innova­tionen. Die Rationali­sierungs­bewegung, beeinflusst vom amerika­nischen Taylorismus und Fordismus, hielt Einzug in die deutsche Indus­trie. Fließband­produktion und wissen­schaft­liche Arbeits­organisa­tion steiger­ten die Produkti­vität erheb­lich.

Henry Fords Konzept der Massen­produktion standardi­sierter Güter zu niedri­gen Preisen fand auch in Deutsch­land Anwen­dung. Unter­nehmen wie Opel began­nen mit der Massen­produk­tion von Auto­mobi­len nach amerika­nischem Vorbild.

Neue Industrien und Technologien

Die 1920er Jahre brachten neue Industrien hervor oder führten zur Massen­fertigung zuvor luxuri­öser Güter. Die Automobil­industrie expan­dierte, auch wenn sie noch weit von der Massen­motorisie­rung ent­fernt war. Die Elektro­industrie ent­wickelte neue Haus­halts­geräte und Unterhal­tungs­elektro­nik. Der Rundfunk ent­stand als neue Medien­form und schuf einen neuen Indus­trie­zweig.

In der Chemischen Industrie führten neue Verfahren zur Ent­wick­lung von Kunst­fasern, Kunst­stoffen und anderen synthe­tischen Materialien. Die IG Farben wurde zum größ­ten Chemie­konzern der Welt und symboli­sierte die tech­ni­sche Leistungs­fähig­keit der deut­schen Industrie.


Soziale und kulturelle Folgen der Industrialisierung

Urbanisierung und Lebensbedingungen

Die Industrialisierung führte zu einer massiven Urbanisierung. Städte wie Manchester, Birmingham, Essen oder Gelsen­kirchen wuchsen binnen weniger Jahr­zehnte von kleinen Orten zu Groß­städten heran. Diese rapide Ent­wick­lung führte zu­nächst zu katastro­phalen Lebens­bedingun­gen: Über­füllung, mangelnde Hygiene und Umwelt­verschmut­zung präg­ten das Leben der Arbeiter­schaft.

Allmählich verbesserten sich jedoch die Lebens­bedingun­gen. Reformen in der Stadt­planung, der Bau von Arbeiter­siedlungen und die Entwick­lung öffent­licher Verkehrs­mittel tru­gen zu einer Verbes­serung der urbanen Lebens­qualität bei. Die Ent­stehung von Waren­häusern und neuen Formen des Einzel­handels ver­änderte das Konsum­verhal­ten grund­legend.

Bildung und Kultur

Die Industrialisierung erforderte besser ausgebil­dete Arbeits­kräfte. Dies führte zu einer Expansion des Bildungs­wesens. Tech­nische Schulen und Universi­tä­ten ent­standen, und die Alphabeti­sierungs­rate stieg deut­lich an. Deutsch­land ent­wickelte ein beson­ders leistungs­fähiges System der beruf­lichen Bildung, das Theorie und Praxis verband.

Die industrielle Gesellschaft brachte auch neue kultu­relle Formen hervor. Die Arbeiter­kultur mit ihren Vereinen, Bildungs­organisa­tionen und politi­schen Bewegun­gen ent­stand. Gleich­zeitig ermög­lichte der indus­tri­elle Wohl­stand die Ent­stehung einer Massen­kultur mit neuen Formen der Unter­haltung.

Frauen in der industriellen Gesellschaft

Die Industrialisierung veränderte die Rolle der Frauen erheblich. Einerseits schuf sie neue Arbeits­möglich­keiten für Frauen in Fabriken und später in Büros. Anderer­seits führte die Tren­nung von Wohn- und Arbeits­platz zu einer stärke­ren Geschlechter­trennung. Das Ideal der bürger­lichen Haus­frau etablierte sich, während Arbeiter­frauen oft eine Doppel­belas­tung von Erwerbs­arbeit und Haus­halt tra­gen muss­ten.

Umweltauswirkungen und Nachhaltigkeit

Die industrielle Revolution hatte erheb­liche Auswir­kun­gen auf die Umwelt. Die Verbren­nung von Kohle führte zu einer massi­ven Luft­verschmut­zung in den Industrie­städten. Flüsse wurden durch Industrie­abwässer ver­schmutzt, und der intensive Berg­bau ver­änderte ganze Land­schaf­ten. Der berühmte Smog in London oder die Umwelt­zerstö­rung im Ruhr­gebiet waren sicht­bare Zeichen dieser Ent­wick­lung.

Erste Ansätze zum Umweltschutz entstan­den be­reits im 19. Jahr­hun­dert, aller­dings meist aus gesund­heit­li­chen Erwägun­gen. Die systema­ti­sche Ausein­ander­set­zung mit den ökologi­schen Folgen der Indus­tria­li­sie­rung be­gann jedoch erst viel später.


Vergleich zwischen England und Deutschland

Beide Länder durchliefen ähnliche Entwicklungs­phasen, jedoch mit charak­teris­ti­schen Unter­schie­den. England als Pionier der Indus­triali­sie­rung musste alle Probleme erst­mals lösen, während Deutsch­land von den engli­schen Erfah­run­gen profi­tie­ren konnte. Dies führte zu einer ande­ren Ent­wicklungs­geschwindig­keit und teil­weise ande­ren Lösungs­ansätzen.

Die deutsche Industrialisie­rung war stärker staat­lich ge­lenkt als die englische. Während Eng­land auf die Kräfte des freien Marktes setzte, spielte in Deutsch­land der Staat eine akti­vere Rolle bei der Förde­rung der industri­ellen Ent­wick­lung. Dies zeigte sich in der Infra­struktur­politik, der Bildungs­politik und später in der Sozial­politik.

Technologische Spezialisierung

England dominierte lange Zeit die Textil­industrie und den Maschinen­bau, während Deutsch­land beson­ders in der Chemi­schen Indus­trie, der Elektro­technik und später im Auto­mobil­bau Spitzen­positio­nen ein­nahm. Diese Speziali­sie­rung führte zu einer komple­men­tären wirt­schaft­lichen Ent­wick­lung, aber auch zu Konkur­renz­situa­tionen.

Historische Bedeutung

Die industrielle Revolution von 1750 bis 1930 war eine der wichtigs­ten Epochen der Menschheits­geschichte. Sie legte das Funda­ment für die moderne Industrie­gesellschaft und verän­derte alle Aspekte des mensch­lichen Lebens grund­legend. England als Ursprungs­land und Deutsch­land als erfolg­reicher Nach­folger zei­gen sowohl die Univer­sali­tät als auch die natio­nalen Beson­der­heiten dieses Pro­zesses.

Die technologischen Innova­tionen dieser Zeit - von der Dampf­maschine über die Eisen­bahn bis zur Elektri­zität - revolutio­nier­ten Produk­tion, Trans­port und Kommuni­ka­tion. Gleich­zeitig ent­stan­den neue soziale Klassen, neue Formen des Zusammen­lebens und neue poli­tische Bewe­gungen.

Die Herausforderungen der Industriali­sie­rung - soziale Ungleich­heit, Umwelt­zerstö­rung, Arbeits­bedingun­gen - be­schäfti­gen die Gesell­schaft bis heute. Viele der damals ent­wickel­ten Lösungs­ansätze, von der Sozial­versiche­rung bis zu Gewerk­schaf­ten, prägen noch immer unsere Gesell­schaft.

Die unterschiedlichen Entwicklungs­wege Englands und Deutsch­lands zei­gen, dass es nicht den einen Weg zur Indus­triali­sie­rung gibt, sondern dass verschie­dene gesell­schaft­liche, poli­tische und kultu­relle Rahmen­bedin­gun­gen zu unter­schied­li­chen Aus­prä­gun­gen der indus­triel­len Ent­wick­lung füh­ren können. Diese Er­kennt­nis ist auch für die Beurtei­lung der heuti­gen Indus­triali­sierungs­prozesse in ande­ren Teilen der Welt von Bedeu­tung.

Die Zeit bis 1930 kann als Abschluss der klassi­schen indus­triel­len Revolu­tion be­trach­tet werden. Die an­schließen­den Entwick­lungen - die Welt­wirtschafts­krise, der Zweite Welt­krieg und die danach einset­zende technolo­gische Revolu­tion - leite­ten eine neue Phase der indus­tri­ellen Ent­wick­lung ein, die jedoch auf den Funda­men­ten der hier be­schrie­benen Epoche auf­baute.


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